Eine Waldquelle, so begann der Referent seinen Vortrag,
etwas Wunderbares, das Wasser fließt ohne Unterbrechung,
mal stärker, mal schwächer.
Aber Quellen müssen gepflegt werden!
Da muss man ran, ausräumen und säubern.
So ist es auch mit unserem Inneren. In jedem von uns sprudelt eine Quelle.
Diese innere Quelle ist der Ursprung unserer Vitalität.
Aber auch diese Quelle muss gepflegt werden.
Da gibt es viele Dinge, die hineingeraten:
Ärger, Überlastung, Antipathien, Unzufriedenheit und Streit.
Und damit sind wir bei der Fastenzeit. Was ist sie?
Eine Zeit der Vorbereitung auf Ostern,
ein TÜV der eigenen Quelle, kein Verzichtsmarathon.
Weil dieser TÜV nicht wie beim technischen TÜV
in anderthalb Stunden abgearbeitet werden kann,
gibt es dafür eine längere Zeit: Die 40 Tage.
I. Fünf Tipps zur guten Kultur der vierzig Tage
1. Schalte einen Gang herunter. Achte auf ausreichend Bewegung.
Gehe abends rechtzeitig ins Bett.
Achte darauf, dass Du "genießbar" bleibst!
Das richtige Zeitmanagement in der Fastenzeit finden.
"Entschleunigen", klingt gut, aber keiner weiß,
wie man die Mühle des Alltags ein wenig abbremst.
Diakon Wabra rät: Fangen Sie im Kleinen damit an,
versuchen Sie die kleinen fünf Minuten Pausen.
Kochen Sie Sich einen Tee.
Räumen Sie auf Ihrem Schreibtisch dazu die Dinge zur Seite.
Nehmen Sie in den kommenden Wochen das Wetter wahr.
Ist es schön, dann gehen Sie zu Fuß.
Sie sollten jetzt vierzig Tage lang jeden Morgen
den Terminkalender ein bisschen anders führen.
Überlegen Sie bitte für jeden Tag,
ob Ihr Soll für diesen Tag nicht schon genügt.
Und wenn es zu viel wird,
dann planen Sie die nächste Woche anders.
Theresia von Avila sagte:
Tu Deinem Leib des Öfteren etwas Gutes,
damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.
2. "Pssst...!" - Versuche leise zu sein und leise zu bleiben
Die Lautmacher unseres Lebens heißen: Radio, Fernsehen, Computer, Internet.
Sie kennen das: Man steigt ins Auto und schon ist der Radio an.
Man kommt heim und schon läuft der Fernseher.
Bemerken Sie den schnellen Griff danach
und lassen den Fernseher und den Radio einmal aus.
Dazu eine Geschichte:
Zu einem einsamen Einsiedler kamen eines Tages Menschen.
Sie fragten ihn:
"Was für einen Sinn siehst du in deinem Leben der Stille?"
Der Einsiedler war eben beschäftigt mit dem Schöpfen
von Wasser aus einer tiefen Zisterne.
Er sprach zu seinen Besuchern: "Schaut in die Zisterne! Was seht ihr?"
Die Leute blickten in die tiefe Zisterne.
"Wir sehen nichts" antworteten sie.
Nach einer kurzen Weile forderte der Einsiedler die Leute wieder auf:
"Schaut jetzt in die Zisterne! Was seht ihr?"
Die Leute blickten wieder hinunter und sprachen:
"Ja, jetzt sehen wir uns selber!"
Der Einsiedler sprach: "Schaut, als ich vorhin Wasser schöpfte,
war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig.
Das ist die Erfahrung der Stille: Nach einiger Zeit sieht man sich selber!"
3. Fang das Ausräumen an.
Überlege: Was kann ich herschenken? Wovon sollte ich mich trennen?
Wir haben viel zu viel. Wovon könnten wir uns trennen?
In seiner Predigt hat Diakon Wabra die Empfehlung der Einfachheit gegeben.
Jeder weiß, Besitz ist schön, Besitz belastet aber auch
und kann einen Menschen vollständig in Beschlag nehmen.
Das geht schon beim ganz normalen Hab und Gut an.
Um das eigene Haus muss man sich kümmern.
Der eigene Garten braucht auch ständig Pflege.
Mit dem Auto ist es ähnlich.
Auch das Geld auf der Bank lässt einen nicht in Ruhe.
Früher, so sagt dann mancher kleinlaut,
hatten die Menschen nicht so viel, aber sie waren glücklicher.
Das stimmt: Früher waren die Leute nicht Sklaven Ihres Besitzes.
Also: Überprüfen Sie bitte Ihre Besitztümer.
Räumen Sie aus bei sich. Und wenn Sie beim Aufräumen sind,
dann tun Sie das auch bitte innendrin.
Machen Sie in der Fastenzeit wieder einen Schnitt:
Gehen Sie zum Beichten.
4. Sei kritisch mit dem "Man gönnt sich ja sonst nichts"
In der Summe gönnen wir uns viel zu viel:
Zu viel Fleisch, zu viel Alkohol, zu viel Kuchen, zu viel Süßes, zu viele Autofahrten
"Verzicht" hilft auch dazu die Dinge besser zu schätzen.
Wenn man etwas eine Zeitlang nicht hat, dann wird es wertvoller.
5. Bitte in der Fastenzeit einmal am Tag beten!
Viele sagen, sie könnten nicht mehr beten, sie haben Schwierigkeiten.
Wenn es leise wird, dann stürmen alle Gedanken auf einen ein, das ist normal.
Probieren Sie es aus, fangen Sie an, einmal pro Tag eine Minute Stille halten.
II. Die Fastenzeit = Zeit des Verzichts
"Ich habe Ihnen heute keinen Katalog des persönlichen Verzichts vorgelegt.
Das weiß jeder von Ihnen selber.
Das Thema "Verzicht" möchte ich heute gerne
von einer anderen Seite angehen.",
mit diesen Worten begann der zweite Teil seines Vortrages.
Worauf wir in der Kirche (und bei Kolping) verzichten sollten:
1. Auf das (beruhigende) Mehrheitsgefühl: Wir sind immer noch die Mehreren
In den nächsten Jahren kommt der Abschied von der Volkskirche
und der Gang in die Diaspora.
Er vermutet: Die Christen werden sich in den nächsten zwanzig Jahren
zu einer gesellschaftlichen Gruppe, die bei 15 bis 25 Prozent
der Bevölkerung liegen wird, gesundschrumpfen.
Das werden dann engagierte und überzeugte Menschen sein.
Alte, Familien und Junge. Wir müssen lernen, dass wir jemand sind,
auch wenn nur jeder fünfte ein Christ ist. Wir sind wer.
Wir sind vorzeigbar bei dem was wir machen.
Wir müssen - im positiven und sehr offenen Sinn - eine Elite bilden.
Man muss stolz sein, zu uns zu gehören.
Weil man sich auf uns verlassen kann, wir kreisen nicht nur um uns selber,
wir haben Ideen wir sind hilfsbereit.
2. Auf das ständige Vergleichen mit früher
Die Erstkommunionzahlen, die Kirchenaustritte,
die sinkenden Gottesdienstbesucher, ständig vergleichen wir mit früher.
In der Kirche und in den kirchlichen Verbänden.
Wir müssen das "Früher" so stehen lassen.
Es wird seinen Glanz nicht verlieren.
Wir müssen uns von Dingen und Projekten,
die wir über Jahre betrieben haben, verabschieden.
Aber es dürfen nicht immer Weniger das Gleiche tun müssen,
was früher viele taten. Das belastet und laugt aus.
Vielleicht ist das der Grund, warum wir keine Vorstände mehr finden,
warum sich junge Menschen allerhöchstens nur noch als Leitungsteam
für eine begrenzte Zeit engagieren wollen.
Wir müssen das Frühere dankbar so stehen lassen und überlegen,
was heute an der Zeit ist.
3. Auf das Von-Oben-Auf-Andere-Herabschauen
Wir können es uns in Zukunft nicht mehr leisten auf Menschen
anderer Moral und Ethik, anderer sexueller Orientierung,
anderer Lebensstile herunterzusehen und meinen,
wir wären die Besseren, die Reinen und Gottgefälligen.
Diese Zeiten sind vorbei.
Das heißt nicht, dass wir unseren Standpunkt aufgeben müssen.
Aber wir dürfen nicht mehr automatisch damit rechnen,
dass unser Standpunkt verstanden wird.
Wir müssen in der Verkündigung wieder ganz unten anfangen,
ohne Überheblichkeit, aber mit Sympathie für alle Mitmenschen.
4. Auf alles Gejammere
Dazu genügt ein einfacher Satz aus der Bibel:
Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben,
sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2Tim 1,7)
Worauf wir aber auf keinen Fall verzichten sollten:
Auf die Kraft der Evangelien und die Familienwärme unserer Kolpingsfamilien.
Eine Zusammenfassung des Vortrags von Diakon Ulrich Wabra
Zum Abschluss überreichten die Vorsitzende Beate Lorenz,
ihr Mann, Bezirksvorsitzender Herbert
und Präses Kaplan Thomas Kraus
dem Referenten ein kleines Dankeschön,
verbunden mit einem "Herzlichen Vergelt's Gott"