Am 1. Fastensonntag trafen sich 80 Kolpingmitglieder
zu einem Vormittag der Besinnung bei der KF Reinhausen.
Dieser stand unter dem Leitgedanken:
"Wer glaubt ist nicht allein."
Der Tag begann mit einem gemeinsamen Gottesdienst
in der Pfarrkirche Sankt Josef in Reinhausen.
In einem 1. Vortrag sprach Bezirkspräses Siegfried Schweiger
über die Kostbarkeit des Glaubens und
in einem 2. Vortrag stellte er das diesjährige Hungertuch vor:
"Wie viele Brote habt ihr?"
Nachzulesen unter
www.misereor.de.
Schweiger erinnerte an die Aufbruchsstimmung in der Kirche,
als vor 50 Jahren das 2. Vatikanische Konzil eröffnet wurde.
Damals kannten wir alle die Rede,
die der bekannte Journalist Otto B. Roegele
auf dem Katholikentag 1962 in Hannover gehalten hat:
"Wenn das Konzil in der Peterskirche seinen Abschluss gefunden hat,
wenn die Bischöfe wieder nach Hause gekommen sind,
wenn der kirchliche Alltag beginnt,
dann schlägt die Stunde des Pfarrers,
des Kaplans, des Missionars, des Predigers und des Katecheten,
des Familienvaters und der Mutter, des Arztes und der Pflegeschwester,
des Lehrers und der Fürsorgerin. Dann schlägt unser aller Stunde."
Der Bezirkspräses schlug einen lebendigen Bogen
vom Feature der Kath. Landjugend Bayerns
aus den 70iger Jahren "Glauben, was habe ich davon?"
bis zum größten Glaubensfest in der Geschichte der Oberpfalz
der Begegnung mit Papst Benedikt auf dem Oberislinger Feld.
"Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.
Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.
Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht."
(Lothar Zenetti)
Am Beispiel der Geschichte vom Labyrinth lasse sich unsere
heutige Situation gut erklären. Im Irrgarten auf Kreta
habe sich der griechische Königssohn Theseus mit Hilfe
von Faden und Licht zu recht gefunden.
Er konnte nach der Tötung des Ungeheuers Minotaurus
in die Freiheit und das Leben zurückkehren.
Im Auftrag des sagenumwobenen Königs Minos von Kreta
baute der kunstreiche Dädalus eine Wohnung für Minotaurus,
den Sohn des Königs. Die Wohnung war nur durch höhlenartige Irrgänge
zu erreichen. Minotaurus aber war ein Ungeheuer in Stier-Menschengestalt.
Alljährlich verschlang er Menschenopfer,
die in das Labyrinth geschickt wurden. Kein Mädchen und kein Junge,
die den Irrgarten betraten, fanden auch den Weg aus dem Irrgarten zurück.
Theseus endlich, ein Königssohn aus Griechenland,
erlöste die Menschheit von der Plage des Minotaurus.
Er drang in das Labyrinth ein, tötete den Minotaurus
und fand auch den Weg aus dem Irrgarten heraus,
zurück in die Freiheit und das das Leben.
Denn seine Freundin Ariadne, die ihn liebte,
hatte ihm Faden und Licht geschenkt.
Den Faden, damit er ihm entlang den Rückweg finden konnte,
und das Licht zur Erhellung des Dunkels im Labyrinth.
Um im Irrgarten des Lebens zurechtzukommen, brauchen wir Faden und Licht.
Neben Menschen, die wir lieben, möchte der Glaube für uns Faden und Licht sein.
In seinem beispielreichen Vortrag orientierte sich
der Bezirkspräses an diesen Schritten.
Was heißt glauben?
Wie komme ich in die Welt des Glaubens?
Was sind wesentliche Inhalte unseres Glaubens?
Warum tun sich viele Menschen so schwer mit dem Glauben?
Welche Schritte zum Glauben sollten wir gehen?
Glauben heißt etwas für wahr halten, weil es ein anderer gesagt hat,
der Vater, die Mutter, der Freund, die Freundin, Gott.
Man unterscheide den gelehrten Glauben und den gelebten Glauben.
Da sei ein gewaltiger Unterschied.
Schweiger sagte es drastisch:
"Ein Atheist könne ein großer Theologe,
ein tiefgläubiger mit Gott verbundener Mensch
ein theologischer Kleingärtner sein."
In der Person des scheidenden Papstes sah der Referent
die beiden Positionen des gelehrten und gelebten Glaubens
auf die hervorragendste Weise verkörpert.
Kardinal Ratzinger habe gesagt:
"Gott wir heute nur mehr erkannt,
wenn er in Gestalt guter Menschen unterwegs ist."
Rabbi Baruchs Enkel spielte mit seinem Freund Verstecken.
Der Enkel versteckte sich, der Freund sollte ihn suchen.
Der Junge saß in seinem Versteck, aber der Freund kam nicht.
Nach langer Zeit musste der Enkel in seinem Versteck feststellen,
dass ihn sein Freund gar nicht gesucht hatte,
sondern nach Hause gelaufen war. Da rannte der Bub weinend
zu seinem Großvater und erzählte ihm alles.
Der Großvater versuchte ihn zu trösten und sagte dann:
So spricht auch Gott, ich verberge mich aber die Menschen
wollen mich nicht suchen.
Sich auf die Suche nach Gott machen, heißt für mich glauben.
Wie man in die Welt des Glaubens kommen kann,
erläuterte der Referent mit vier Thesen.
Es gibt auf der Welt viel unverschuldetes Leid,
viel unverdienten Wohlstand,
viele unbelohnte gute Taten und viele ungesühnte Verbrechen.
Diese Gegebenheiten werden während unseres Erdenlebens nicht gerecht geklärt.
Sie schreien nach einem Ausgleich in einer anderen Welt.
Alle Religionen übertragen diesen Ausgleich einem Höheren Wesen.
Die Bindung an dieses höhere Wesen nennen wir Religion.
Sie ist das Fundament eines jeden Volkes.
Zu diesem Höheren Wesen führen verschiedene Spuren,
die wir auch Gottesbeweise nennen.
Neben dem Gerechtigkeitsbeweis sind besonders drei zu nennen.
Wir entdecken Gott in der wunderbaren Ordnung der Natur,
in der Stimme des Gewissens und in der Offenbarung.
Während die beiden ersten Überlegungen nur zu einem höheren Wesen führen,
führt uns die Offenbarung, die Heilige Schrift zum personalen Gott.
"Vielfach und auf mancherlei Weise hat Gott im Laufe der Geschichte
zu den Menschen gesprochen: im Alten Testament durch die Patriarchen
und die Propheten, im Neuen Bund durch Jesus und die Apostel."
Als im 5. Jahrhundert zum ersten Mal christliche Missionare
nach England kamen, war sich der König Eduard unschlüssig,
ob er die fremden Männer und Frauen in seinem Land predigen lassen sollte.
Eine neue Religion bringt große Unruhe ins Land.
Da trat einer der Ratgeber auf und sagte, König du sitzt zur Winterszeit
beim Mahl mit deinen Häuptlingen und Mannen.
In der Königshalle brennt das Feuer, draußen ist Regen,
Schnee, Sturm, Nebel. Durch ein Fenster fliegt ein Vogel herein
und durch die offene Tür fliegt er wieder hinaus.
Nur in der kurzen Zeit, in der er im Raum ist,
siehst du ihn, du weißt nicht, was er vorher gemacht hat und nachher machen wird.
Ähnlich, sagte der Ratgeber, scheint es mir mit dem menschlichen Leben zu sein.
Wir wissen nicht, was ihm voraus geht und was ihm folgt.
Wenn diese neue Lehre uns einigermaßen Auskunft über unsere Grundfragen.
Was bewirkt und wie schaut dieser Glaube aus?
Wenn diese neue Lehre uns einige Antworten auf die Grundfragen des Lebens gibt,
ist sie es wert, dass man ihr folgt.
Bei den Grundinhalten des Glaubens nannte der Bezirkspräses
die Antworten der Kirche auf die sogenannten W-Fragen.
Was ist der Mensch?
Woher kommt er?
Wohin geht er?
Wie wird er mit dem Leid fertig?
Was ist nach dem Tod?
Schweiger sagte, dass wir In den 10 Geboten,
im Leben und Werk Jesu, in der Lehre der Kirche
und dem Vorbild der Heiligen vier Säulen haben,
auf denen wir unser persönliches Glaubensgebäude aufbauen können.
Man muss sich aber fragen, warum sich trotz des großartigen
Gottes- und Menschenbildes christlichen Glaubens
so viele Menschen so schwer mit ihrem Glaubensleben tun.
Schweiger nannte als Gründe für die zunehmende Distanzierung
von Kirche und Glauben vor allem persönliche Enttäuschungen,
Verbitterung, und Schicksals- schläge.
Weiter werde gesagt, dass es den Menschen zu gut gehe;
dass zu einem aufgeklärten Menschen von heute der Glaube nicht mehr passe;
dass eine Jugend heran, die erlebe, ohne religiöses Tun
lebt es sich auch ganz ordentlich.
Wieder andere ziehen sich wegen des Elends
in der Welt zurück oder halten die Kirche für überholt.
Beeinflussung durch andere an, schlechte Beispiele,
nicht erfüllte Bitten spielen ebenso eine Rolle
wie die Verfehlungen von kirchlichen Vertretern
und natürlich sind auch selbstgestrickten Probleme zu nennen.
Schweiger zitierte den Volksmund.
"Unglück selber taugt nicht viel,
doch hat es drei gute Kinder, Erfahrung, Kraft und Mitgefühl"
Dabei verwies auf Menschen, die durch das Leid geläutert,
neue Kräfte im Dienste Gottes und ihrer Mitmenschen mobilisiert haben.
Es gebe aber auch das andere:
"Vater seit Stalingrad kann ich nicht mehr an Gott glauben."
Unter den Möglichkeiten, dem religiösen Leben wieder näher zu kommen,
nannte Präses Schweiger vier Schritte.
Es gelte, eine zeitgemäße Glaubensbegründung anzubieten,
Möglichkeiten der Gotteserfahrung zu ergreifen, Felder der Gewissensbildung
aufzuzeigen und Möglichkeiten der geschwisterlichen Begegnung wahrzunehmen.
Mit dem Gedicht: "Der Seelenkosmetiker" von Magda Becker
fasste Schweiger seinen Glaubensvortrag zusammen.
Dies stellt der Bezirkspräses Interessenten gerne zur Verfügung.
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Der KF Reinhausen
unter dem Vorsitz
von Alois Wagner
gilt Dank und Anerkennung
des Bezirksvorstands
für die gute Aufnahme,
Betreuung und Bewirtung
der Teilnehmerinnen
und Teilnehmer
am Einkehrtag
im Pfarrheim Reinhausen.
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