Von links nach rechts: Vizepräses Franz-Xaver Matok,
stellv. Vorsitzender Markus Neft, Bezirksvorsitzender Herbert Lorenz,
Ludwig Rechenmacher (Referent), stellv. Vorsitzende Herta Schindler,
Bezirkspräses Siegfried Schweiger
Zum dritten Mal hat der Bezirksvorsitzende im Kolpingwerk und
Stadtratskandidat Herbert Lorenz dieses Anliegen auf die Tagesordnung
einer Delegiertenversammlung seines Verbandes am 10.10. gesetzt.
In Neutraubling sprach im Herbst 2006 Bezirkspräses Siegfried Schweiger über
die vier Wegweiser, die der Lebensweg Jesu anbietet, um die soziale Zukunft
für alle zu sichern: Anerkennung schenken, Heilung anstreben, Vergebung
anbieten und Solidarität üben.
Im Kolpinghaus in Regensburg erläuterte im Frühjahr 2007 die Regensburger
Bürgermeisterin Petra Betz, das umfassende Netzwerk des Sozialen, das die
Stadt Regensburg und viele soziale Initiativen anbieten.
Bei der Herbst-Bezirksversammlung 2007 in Tegernheim sprach der Referent
bei der Handwerkskammer Ludwig Rechenmacher zu den Vertretern der 28
Kolpingsfamilien des Bezirksverbandes.
Rechenmacher zitierte eingangs Abtprimas Notker Wolf,
"Worauf warten wir?"
"Keine Regierung wird mit alten, bewährten Methoden die drastischen Folgen
der Globalisierung abwenden können, kein Regierungswechsel wird uns den
alten, goldenen Zeiten wieder näher bringen. Neue Kräfte kann man nur
mobilisieren, wenn man der Wahrheit ins Gesicht sieht, und eigentlich
müssten unsere Politiker eingestehen, dass sie uns nichts anderes mehr
versprechen können als einen sehr vagen Lohn für Anstrengungen, die uns
mindestens Schweiß und Tränen kosten werden."
Es ist keine Frage, das unsere Sozialsysteme bedroht sind. In einem
packenden Referat erläuterte Ludwig Rechenmacher die wirtschaftlichen
Zusammenhänge und die Forderungen, die sich daraus ergeben.
Zunächst gilt es, die Veränderungen, welche die Globalisierung mit sich
bringt, ernst zu nehmen. Wir dürfen uns angesichts dieser
"Weltorientierung", d. h. der zunehmenden internationalen Verflechtung in
allen Bereichen (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation etc.)
nicht abschotten.
Als Exportland leben wir in Deutschland von dieser offenen Welt. Wir können
uns nicht mehr eigene, vom Weltgeschehen unabhängige Spielregeln für unser
Zusammenleben geben. Andere Länder fordern auch ihre Rechte. Sie wollen
keine Almosen, sondern den Abbau von Marktbarrieren und die Möglichkeit,
eigene wirtschaftliche Stärken einzusetzen.
Die Globalisierung bringt auch einen Verteilungskampf um Wasser, Energie und
dgl. mit sich. Die Stilllegung z.B. unserer Regensburger Zuckerfabrik macht
uns traurig, aber ein Grund liegt auch im billigen Rohrzucker, der auf den
Weltmarkt drängt.
Ein hausgemachtes Problem für unsere Sozialsysteme ist unsere
Bevölkerungsentwicklung: immer weniger Jungen stehen immer mehr Alte
gegenüber, die noch dazu immer länger leben. Natürlich freuen wir uns
darüber, aber unsere Sozialsysteme sind nicht mehr im bisherigen Rahmen
finanzierbar.
Die "Soziale Marktwirtschaft" war ursprünglich als System des freien
Leistungswettbewerbs angelegt, dem sich jeder Bürger und jedes Unternehmen
stellen sollte. Mut zur Freiheit bedeutete gleichzeitig Mut zur
Eigenverantwortung, und zwar unter der Verpflichtung, dem Gemeinwohl zu
dienen. Der Versorgungsstaat, der für den einzelnen Bürger denkt und handelt
und ihn vor möglichst allen Gefahren schützt, war für Ludwig Erhard ein
Schreckgespenst, das den notwendigen Willen zur Leistung unterminiert.
Die Christliche Sozialethik und damit auch das Kolpingwerk legt Wert auf
Subsidiarität und Solidarität.
Subsidiarität heißt, was der einzelnen Mensch aus eigener Kraft leisten
kann, darf die übergeordnete Gesellschaft nicht übernehmen. Die
übergeordnete muss aber Hilfe zur Selbsthilfe leisten.
Und Solidarität enthält die Verpflichtung des Einzelnen wie der
Gesellschaft, in Not geratenen Bürgern oder Gruppen zu helfen.
Ludwig Rechenmacher erläutere an praktischen Beispielen, wie ein gerechter
Ausgleich zwischen diesen Prinzipien in der Praxis aussehen kann? Es gilt ja
zwangsläufig, dass das, was dem Einen an solidarischer Hilfe gewährt wird,
von den Anderen geleistet und bezahlt werden muss. Welchen gerechten
Anspruch hat ein Schwacher an die Opferbereitschaft des Stärkeren? Wo ist
ein gerechtes Gleichgewicht zwischen dem, was man vom Einzelnen verlangen
darf und dem, was man der Gemeinschaft, also dem Anderen, aufbürden kann?
Ludwig Rechenmacher verwies in diesem Zusammenhang auf ein Rentenmodell,
das von Kolping und KAB entwickelt wurde und in den Vereinsnachrichten
nachzulesen ist.
Richtungsweisend bleibt nach Ludwig Rechenmacher das Wort von Johannes Paul II.
"Der Mensch ist der erste und grundlegende Weg der Kirche."
Adolph Kolping ging es bei der Gestaltung von politischen Rahmenbedingungen
darum, den Menschen besser zu machen. Sein Rat ist ein Handlungsrezept für
jeden, ungeachtet seiner politischen Kompetenz oder Einflussmöglichkeiten:
sei gut als Christ, gut in der Familie, tüchtig an deiner Arbeitsstelle
und gut als Staatsbürger oder Staatsbürgerin.
Soweit das Referat. In der darauf folgenden Vorstellung der Jahresplanung
berichtete Heinz Kautzsch über die Altkleider- und
Papieraktionen zugunsten von Entwicklungsprojekten. Daniela Weiß stellte die
Jugendarbeit vor. Erich Sedlaty erläuterte die Seniorenarbeit. Jürgen Poh
berichtete vom bevorstehenden 50-jährigen Jubiläum der Lusticania.
Präses Siegfried Schweiger schließlich verwies auf den Kolpinggedenktag,
der am 1. Advent gefeiert wird. "Arche Kolping", heißt das Leitwort.
Die Gestaltungsvorschläge für diesen Gedenktag sind im Diözesanbüro erhältlich.